Das Ende als Junior

Lange ist es her, dass ich hier etwas geschrieben habe obwohl doch sehr viel in der letzten Zeit  passiert ist. Das Leben als Juniorenläufer ist nun Geschichte und vor mir stehen 15 Jahre die ich von nun an in ein und der selben Klasse verbringen werde. Ab jetzt heißt es sich gegen die wirkliche Spitze zu behaupten. Sowohl in Deutschland, Norwegen als auch in der ganzen Welt warten Wettkämpfe bei denen ich der richtige  Weltspitze am Start gegenüber stehen werde. Ich freue mich sehr mich bald mit diesen Läufern messen zu können auch wenn der Anfang mit Sicherheit sehr schwer werden wird.

Der Sieg bei den Kreismeisterschaften in der Staffel war der erste Schritt in die richtige Richtung nach der Verletzung

Der Sieg bei den Kreismeisterschaften in der Staffel war der erste Schritt in die richtige Richtung nach der Verletzung

Aber bevor wir damit weitermachen blicke ich nochmal auf meine letzten Momente als Junior zurück. Wie schon in meinem letzten Artikel geschrieben verfolgte mich nach der JWOC etwas das Pech. Eine Verletzung beim O-Ringen (Blutungen in der Oberschenkelmuskulatur nach einem Sturz von einer Böschung und dem Aufprall auf einen spitzen Stein) führte zu einer Zwangstrainingspause mit Krücken von knapp 30 Tagen und eine Laufpause von 50 Tagen. Obwohl die Zeit knapp war setzte ich mir das Ziel zur norwegischen Mittelinstanz Meisterschaft wieder fit zu werden. Ich bemerkte schnell, dass das ein ziemlich schwieriger Weg war und bin somit umso mehr zufrieden als ich gesehen habe, dass es doch ganz gut geklappt hat. Nach 3 Monaten ohne größere Wettkämpfe in Norwegen stand ich wieder an der Startline und wartete gespannt darauf  in den Wald zu können. Sehr klar im Kopf und durchweg fokussiert lief ich ein technisch sehr sauberes Rennen. Doch am Ende war ich einfach physisch nicht stark genug um ganz vorne mitzuhalten. Mit einer Minute Rückstand auf Bronze landete ich auf einem 11. Platz.

Auf der Sichtstrecke bei den norwegischen Mitteldistanz Meisterschaften

Auf der Sichtstrecke bei den norwegischen Mitteldistanz Meisterschaften

Eine Woche später dann die norwegischen Staffel Meisterschaften. Ich lief für Halden die Startstrecke und meine Form war nochmal einen ticken besser als bei der NM mittel. Nach einem guten Rennen konnte ich in der Führungstram wechseln und wir kamen nach drei Läufern (Håkon auf 2 und Anders auf 3) mit einem guten 7. Platz ins Ziel. Ein sehr schönes Wochenende.

Der nächste Samstag dann war der letzte Norgescup Lauf (norwegische Rangliste) und gleichzeitig norwegische Nacht-OL Meisterschaften. Ich hoffte darauf durch einen sauberen Lauf noch ein paar Plätze in der Rangliste nach vorne zu kommen. Dies war allerdings ein absoluter Reinfall. Nach einem sehr großen Fehler zum 2. Posten habe ich das Rennen abgebrochen und war somit nicht in der Wertung. Somit war national das Leben als Junioren Orientierungsläufer für mich vorbei. Doch International standen noch 3 große Wettkämpfe an. Der größte und für mich wichtigste kam gleich in der Woche nach der NM Nacht. Der Junioren Europa Cup (JEC).

JEC Sprint

JEC Sprint

Etwas schockiert von alten Karten des sehr steilen JEC Geländes aber dennoch mit sehr viel Vorfreude reiste ich mit dem deutschen Kader nach Südfrankreich. Da ich mir aufgrund des Trainingsrückstands keine großen Chance auf der sehr steilen Langdistanz ausrechnete, setzte ich vor allem auf den Sprint gleich am ersten Tag. Das ging allerdings ganz schön in die Hose. Zwei Mal ins Sperrgebiet gelaufen ohne es zu bemerken und sehr viel Zeit dabei verloren. Trauriges Ergebnis. Naja Enttäuschungen war ich aus dieser Saison gewohnt und ich wusste sie weg zustecken um bereit für die Langdistanz zu sein.
Ohne große Erwartungen ging ich ins Rennen und machte auch gleich ein paar kleine Schlenker am Anfang. Danach fing ich mich aber wieder und fing an zu kämpfen. Es lief von da an wie am Schnürchen und im Ziel kam ich auf einen 12. Rang. Kein sehr großer Erfolg aber dennoch ein solides Ergebnis nach einer so langen Trainingspause.
Insgesamt eine sehr schöne Woche in Frankreich. Nicht nur tolle Wettkämpfe sondern vor allem eine sehr gute und lustige Stimmung im deutschen Team. Abgeschlossen wurde der JEC mit einem Bankett bei uns in der Wohnung in Oslo. Eine sehr schöne Feier….

Mit Startnummer 1 in führung liegend.

Mit Startnummer 1 in führung liegend.

Doch die Saison war immer noch nicht vorbei. Ich setzte Große Stücke auf die 25 Manna (Mit Tiomila und Jukola eine der größten OL Staffeln weltweit. 400 Staffeln mit jeweils 25 Läufern) und natürlich war mein großes Ziel in die erste Manschaft von Halden zu kommen. Um dies zu schaffen fuhr ich bereits 2 Wochen vor dem JEC zu einem Qualifikationlauf nach Halden. Dieser Wettkampf lief perfekt. Einen super flow in einem anspruchsvollen Gelände gehabt. Am Ende kam ich auf einen 4. Platz unter den Halden Läufern mit nur 30 Sekunden hinter Emil Wingstedt auf Platz 3 und 2min. hinter dem Sieger Mattias Karlsson. Am Sonntag beim JEC kam dann die erfreuliche Nachricht bei der 25 Manna im ersten Team zu sein. Die 7. Strecke zusammen mit Magne Dæhli, Søren Bobach und Fredrik Eliasson war meine. Ums kurz zu machen, ich war super nervös und stand unter großem Druck mit der Startnummer 1 ins Rennen zu gehen. Doch glücklicherweise habe ich meine Leistung abrufen können und lief ein super Rennen. Ins Ziel lief Halden von 400 gestarteten Staffeln als 2. Ein für mich unglaubliches Ergebnis aber dem Vorjahressieger Halden stand das Ziel vor Augen die 25 Manna wieder zu gewinnen. Und irgendwie hatte ich mich auch schon mit dem Gedanken angefreundet so ein riesen Ereignis zu gewinnen.
Wie es der Zufall so will kam wenige Tage später eine Nachricht, dass Linne, der Sieger der 25 manna disqualifiziert wurde und Halden somit zum wiederholten Male die Goldmedaille holt. Wow was für ein Erfolg am Ende von so einer chaotischen Saison.

finally we won 25 Manna again.

finally we won 25 Manna again.

Der letzte Wettkampf in Norwegen war dann der Blodslitet. Die Ultralangdistanz mit 18,5 km durch norwegisches Gelände. Noch einmal wollte ich es allen zeigen und lief sehr offensiv im Massenstart los. Am ersten Radioposten noch in Führung liegend machte ich nach dem ersten Kartenwechsel einen Haufen kleinerer Fehler welche mich auf einen 7 Rang zurückgeworfen haben. Die letzte große 10 km Schlaufe versuchte ich nochmal alles rauszuholen und konnte einzelne Läufer wieder aufholen und bis auf einen 4. Rang vorlaufen. Doch leider war das dann das Aus für mich. Die letzten 2 km plagten mich nur noch Krämpfe und Müdigkeit. Ich musste einen Läufer laufen lassen und verlor sehr viel Zeit. Glücklicherweise hatte ich bereits einen guten Vorsprung rausgelaufen, so dass ich lediglich auf den 5. Platz zurückfiel. Was für ein Rennen. Und was für müde Beine die sich nach einer Pause sehnten…

Start of our 30km longtour directly infront of our place

Start of our 30km longtour directly infront of our place

Und diese verdiente Pause kam. Zwei Wochen lang ohne Trainingsplan. Ohne Stress und Druck. Einfach das machen was man wollte. Trainieren nur dann wenn man unbedingt wollte und es ohne kaum noch aushielt. Um die Trainingspause noch schöner zu gestalten fuhr ich mit ein paar Freunden (Sindre Rønning, Svend Sondre Frøshaug, Håvard Haga, Eskil Gullord, Anders Vister) für 5 Tage nach Kassel. In den 5 Tagen haben wir hauptsächlich entspannt, gefeiert und sehr viel Spaß gehabt. Nebenbei haben wir ab und zu trainiert und sind einen kleinen Wettkampf mitgelaufen. Beim traditionellen Lotto-OL konnte ich alle Norweger hinter mir lassen und mit einem Punkt Vorsprung schaffte es der OSC-Kassel sogar den Mannschaftspokal gegen meine norwegischen Freunde zu verteidigen. Was für ein Abschluss mit vielen schönen und lustigen Erinnerungen. Vielen Dank an euch alle die mit waren und vor allem vielen Dank an meine Eltern die uns immer mal wieder aushalten mussten.

The winner (OSC-Kassel) and looser team (Raumar) after Lotto-OL. Bloody shit...

The winner (OSC-Kassel) and looser team (Raumar) after Lotto-OL. Bloody shit…

Nun ist die Juniorenzeit also endgültig vorbei und vor mir steht die große Frage „Was nun?“. So wirklich habe ich darauf noch keine Antwort gefunden, da es viele offene Optionen und Fragen gibt… Sollte ich zum Beispiel meinen Verein wechseln und wenn ja wohin? Sollte ich wirklich versuchen ab Sommer Sport in Oslo zu studieren? Was soll mein großes sportliches Ziel für nächstes Jahr werden? WM? EM? WC? Euromeeting? Oder doch erstmal hautsächlich nationale Ziele in Deutschland und Norwegen setzten? Wie baue ich generell mein Training auf? Wieviel sollte ich arbeiten? Welche Trainingslager mitnehmen und wann abschalten und in den Urlaub fahren? Wie kann ich mich in Zukunft besser auf Wettkämpfe mental vorbereiten?
Wenn irgendwer gute Tips hat was ich mit meiner Zukunft anstellen soll dann immer her damit!

Kategorien: Training, Urlaub und Ausflüge, Wettkämpfe | Schlagwörter: , , , , , | 10 Kommentare

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10 Gedanken zu „Das Ende als Junior

  1. Also, mein Rat ist der: wenn Du weiterhin Lust und Freude hast, OL auf sehr hohem Niveau zu betreiben, dann mach weiter. Und sei hartnäckig darin, Florian nach Norwegen zu locken… und für gute Trainings in der Schweiz bist Du allemal willkommen. Mange hilser fra Sveits til Norge! Heja!

    • Ja, ich werd mein bestes geben um Florian nach Norwegen zu locken. Und hartnäckig dran bleiben werde ich auf jeden Fall!
      Vielen Dank!

  2. Horst Draebing

    Mein tipp
    Bleib in oslo und studiere sport. Nimm alle Wettkämpfe mit, die du machen kannst. Irgendwann bist du weltranglisten erster und dann steht dir die welt offen und alle wollen dich als werbepartner. 🙂 das ziehst du ein paar jahre durch. Dann brauchst du nicht mehr arbeiten.:-):-):-)
    Alles Gute dafür
    Lg horst

  3. pepa.

    Hej Boje,
    die Zeit mit dir im Juniorenkader war super. Ich wünsche dir einen ähnlichen Verlauf bei den Großen. Übrigens, Susen und Dich zu unterstützen war einer der Hauptgründe wieso ich überhaupt den Trainerjob übernommen hab.
    Gönn dir ein paar Momente Ruhe, schau dir alte Bilder an, blättere in deiner möglichen Zukunft, setze dir deine Träume daraus zusammen und verfolge sie weiter mit deiner bisherigen Mischung aus Sonnenschein und absoluter Zielstrebigkeit, dann wird es auch mindestens so eintreten wie du es dir erhoffst. Kämpfen kannste ja.
    Skandinavien bringt dir im OL-Bezug sicherlich mehr, ist ja kein Geheimnis. Falls dass da oben aber, aus welchen Gründen auch immer, nicht ideal sein sollte, ich bin mir sicher, Mama und Papa dulden dich schlimmstenfalls auch noch gern zu Haus 😉

    • Hei Pepa!
      Vielen Dank. Die Zeit im Juniorenkader war auch für mich super und ich werde sie vermissen.
      Bis bald mal wieder beim OL! 😉

  4. Oma und Opa

    Lieber Bojan!

    Zurück von einem Kurzurlaub an der Ostsee, haben wir erst heute Deinen Junioren-Abschlussbericht sehr aufmerksam und wie immer mit großer Freude gelesen.

    Wir sind sehr stolz auf Dich. Herzlichen Glückwunsch für das, was du in dem vergangenen Jahr in Norwegen erreicht hast. Das war wirklich ein würdiger Juniorenabschluss!

    Für Deinen weiteren Weg möchten wir dir raten, Deinen eingeschlagenen Weg nicht zu verlassen und auch in Norwegen den vor Dir liegenden nächsten Lebensabschnitt zu meistern.

    Wir wünschen Dir eine gute Entscheidung und wir sind sicher, dass Du auch für diese Zeit den richtigen Weg finden wirst.

    Liebe Grüße von Oma Inge und Opa Günter.

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