Wasalauf – 15800 Läufer und 90 Kilometer

Letzten Sonntag war ich beim Wasalauf in Schweden. Für alle denen dies nicht sagt, der Wasalauf (Vasaloppet) ist ein Skimarathon in klassischer Technik. Aber es ist nicht irgendein Skimarathon sondern es ist mit 15800 Teilnehmern der größte und mit 90 km der längste Skimarathon der Welt.

In diesem Artikel möchte ich gern berichten wie ich dieses Riesen Ereignis miterlebt habe.

Im Ziel der Vereinsmeisterschaft angekommen. So eine Ergebnissliste wünschte ich mir im Sommer ;-)

Im Ziel der Vereinsmeisterschaft angekommen. So eine Ergebnisliste wünschte ich mir im Sommer 😉

Bevor es für mich an einem Freitag Nachmittag mit dem Reisebus nach Sälen (Schweden) zum Startpunkt des Wasalaufs ging, standen am Donnerstag noch die Vereinsmeisterschaften vom Halden Skiklubb über 10km klassische Technik an. Mit 27:50 min. konnte ich das Rennen für mich entscheiden und mir selbst beweisen, dass meine Form für den Wasalauf stimmt. -> Artikel und Ergebnisse
Jetzt hieß es also nur noch ausruhen, schlafen und viel essen für die nächsten zwei Tage. Mit 19 Sportlern aus Halden bzw. der näheren Umgebung von Halden ging es dann am Freitag im Reisebus auf die 6 stündige fahrt nach Sälen. Dort angekommen wurden noch schnell die Skier abgezogen und ausgebürstet damit sie für den Skitest am nächsten Tag bereit waren.

Unsere Gruppe vor der Unterkunft

Unsere Gruppe vor der Unterkunft

Am nächsten morgen wurde so lange geschlafen wie wir es nötig hatten, bevor dann in aller Ruhe gefrühstückt wurde und anschließend mit dem Bus zum Start gefahren wurde um schon mal die Startunterlagen (Startnummer, Chip für die Zeitmessung, Tüten für Klamotten etc.) abzuholen und sich den Startbereich anzugucken. Außerdem hatte ich dort nochmal die Möglichkeit mir eine bessere Startposition zu holen. Insgesamt gibt es 10 Startgruppen + Elite. Das heißt ganz vorne bei der Elite starten die 150 Weltweit besten Skilangläufer. Also die absoluten Vollprofis. Danach kommen weitere 350 in die 1. Gruppe, dann 500 in der 2., 1000 Läufer in der 3. und so weiter bis alle 15800 Läufer verteilt sind. Um sich für eine bessere Startgruppe zu qualifizieren muss man Ergebnisse von anderen Wettkämpfen vorweisen. In der Vorentscheidung bin ich in die Startgruppe 4 gekommen allerdings konnten Bjaxel und ich glücklicherweise an dem Samstag mich aufgrund meiner Ergebnisse beim Jizerska Night Light Marathon und der Junioren-wm im Ski-OL noch in die 2. Startgruppe platzieren.
Nachdem der Papierkram also erledigt war ging es nochmal auf die Strecke um die Skier zu testen. So 100%ig liefen die Skier noch nicht bei mir aber ich war zuversichtlich, dass ich fürs Rennen am Tag darauf meine Skier nochmal richtig um wachsen kann. Als alle fertig waren ging es mit dem Bus wieder zurück zur Unterkunft und sofort nach einer Kleinigkeit zu Essen wurde mit dem Skier präperieren begonnen.

Der Nachmittag wird damit verbracht die Skier zu präparieren

Der Nachmittag wird damit verbracht die Skier zu präparieren

Die Wachsverhältnisse waren nicht sehr einfach. Über Nacht sollte es recht kalt werden und die Temperaturen im Startbereich um die -5°C. Aber die Temperaturen in Mora (Ziel vom Wasalauf) lagen Mittags um die +3°C. Einige spekulierten also darauf, zu klistern während andere der Meinung waren aufgrund der relativ geringen Steigungen des Wasalaufs, den Steigwachs ganz weg zu lassen und „einfach“ die Strecke durch zu schieben. Ich selbst war sehr unschlüssig und entschied mich somit für ein Zwischending. Klister kam nicht in Frage und vor 90km druchschieben hatte ich ehrlich gesagt etwas Schiss. Also gab es 3 Schichten swix Hartwachs (-4—10) und eine Schicht 0–4. Der Plan war das der Abdruck für den ersten Berg reicht und danach einfach nur noch geschoben wird. Mit frisch präparierten Skiern im Skisack ging es dann am Abend noch Nudeln essen. Also so Nudeln essen bis man kaum noch vom Stuhl aufstehen konnte. Zum Nachtisch noch ein Eis, dann heim zum Sachen packen und so früh wie möglich einschlafen…

zusammen mit Martin Glomsrød warten wir eine Stunde in der Kälte darauf, dass die Startgruppe 2 geöffnet wird...

zusammen mit Martin Glomsrød warten wir eine Stunde in der Kälte darauf, dass die Startgruppe 2 geöffnet wird…

Sonntag 3.März, 3:50 Uhr- Der Wecker klingelt. Ja genau, es war 3:50 Uhr in der Nacht als es für uns alle aus den Betten ging. Noch etwas im Halbschlaf wurden die letzten Sachen zusammengesucht, alles in den Bus gepackt und pünktlich um 4:20 Uhr war Abfahrt. Gegen kurz vor 5 erreichten wir das Startgelände in Sälen. Warum wir so früh gefahren sind wo doch erst um 8 Uhr Start ist hat einen ganz einfachen Grund. Und zwar macht es teilweise einen unterschied von über 1000 Plätzen aus ob man in seiner Startgruppe weiter vorne oder hinten steht. Also wurde sich gegen 5 Uhr in der Schlange zur Startgruppe angestellt, die dann eine Stunde später um 6 Uhr geöffnet wurde. Nachdem alle ihre Skier an ihren gewünschten Startplatz gelegt hatten, ging es wieder zurück zum Bus um sich wieder etwas aufzuwärmen und nochmal was zu essen.

Ein Blick über den Teil des Startfeldes, der glücklicherweise hinter mir liegt

Ein Blick über den Teil des Startfeldes, der glücklicherweise hinter mir liegt

Gegen 7 Uhr machte man sich dann auf Richtung Start. Auf dem weg dorthin gab man noch ein Gepäckstück mit warmen trockenen Klamotten und Duschzeugs ab, welche dann in Lastwagen zum Ziel geschafft wurden. Im lockerem Dauerlauf wurde sich warm gelaufen, dann nochmal eine weitere dünne Schicht warmen Wachs kurz vor dem Start aufgetragen und dann ging es auch schon bald los.
Um sich mein Rennen besser vorstellen zu können, lohnt sich ein Blick auf meine Zwischenzeiten bzw. Zwischenplatzierungen im Geschwindigkeitsanzeige im folgendem Bild.

Höhenprofil mit Zwischenzeiten

Höhenprofil mit Zwischenzeiten

Pünktlich um 8 Uhr viel der Startschuss und 15800 Skiläufer machten sich los auf die 90km lange Strecke. Gleich zum Anfang ging es einen relativ langen Anstieg hoch, der das Feld etwas auseinander zerrte aber natürlich auch für reichlich Stockbrüche und Stau im hinterem Startfeld sorgte. Ich bin aufgrund meiner guten Startposition (ca. Um Platz 650 rum) und eines gut präparierten Ski den Berg problemlos und in einem guten Tempo hoch gekommen. Es lief einfach wunderbar.
Wer wissen will wie es aussieht wenn über 15000 Skiläufer auf einmal in ein Rennen starten, einfach mal hier drauf klicken und angucken 😉

einer von wenigen Momenten wo man vom Doppelstockschub zur klassischen Technik wechselte

einer von wenigen Momenten wo man vom Doppelstockschub zur klassischen Technik wechselte

Abdruck war da und als es oben übers Flache ging konnte ich gut mit den anderen um mich herum mithalten. So kam ich nach 12km auf einem 600 rang zur ersten Verpflegung. Im fahren wurde schnell ein Becher Isogetränk getrunken und weiter gings. Des Tempo war relativ hoch aber sehr angenehm.

Verpflegung führ die führenden Läufer

Verpflegung für die führenden Läufer

Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 20,5 km/h ging es also weiter im Doppelstock über große offene flache Flächen. Kaum ein Anstieg war zu sehen und wenn doch mal einer kam ließ er sich problemlos hochschieben. Auf Rang 599 durchquerte ich den 2. Verpflegungsposten und nach 2 Bechern trinken ging es direkt weiter. Es lief alles super. Nun wurde es allerdings wieder etwas bergiger und ich merkte, dass genau wie ich es geplant hatte, mein Ski sehr glatt wurde und ich am Berg nur noch im Doppelstock hoch kam. Das ganze war allerdings kaum ein Problem und ich hielt meine Position und mein Tempo bei (19,9 km/h – Platz 600). Auf dem Weg zu Verpflegungsposten 4 merkte ich langsam wie die Arme müde wurden und der Körper schwächer. Ich musste meine von meiner Tram abreißen lassen und hielt es für klug das Tempo rechtzeitig etwas runter zu schrauben. Bei Kilometer 45 (Halbzeit) hatte ich eine Zeit von 2:24 Stunden. Wäre also 4:48 auf die 90 aber der zweite Teil ist ja noch flacher als der erste Teil also müsste doch eine Zeit um die 4:38 genau wie ich es vorher getippt habe drin sein. Naja, falsch gedacht. An der 4. Verpflegung war ich sehr müde. Ich trank sehr viel und aß noch ein Brötchen welches mir gereicht wurde hinterher. Doch so wirklich half es nicht.

Obwohl es nun sogar viel Bergab ging, war für meinen Körper hier bei Kilometer 50 Schluss. Ich ließ die Läufer in Massen an mir vorbeiziehen und wollte nur noch ins Ziel kommen. Eine Zeit unter 4:50 war schon nicht mehr denkbar aber, dass ich unter 5 Stunden bleiben müsste war ich mir sicher. Aber so sehr ich mich auch versuchte zusammenzureißen und an den Verpflegungsposten mit Essen und trinken mich wieder aufzubauen kam ich aus dem Loch nicht mehr raus. Bis zum letzten Verpflegungsposten (Nummer 7) habe ich über 300 Plätze verloren und lag nun auf der 917 und verlor weitere Plätze selbst nach der letzten Verpflegungsstation.

Im Ziel war es der Norweger Jørgen Aukland der vor dem Schweden Daniel Tynell und seinem bruder Anders Aukland das Rennen für sich entscheiden konnte

Im Ziel war es der Norweger Jørgen Aukland der vor dem Schweden Daniel Tynell und seinem Bruder Anders Aukland der das Rennen für sich entscheiden konnte

Doch als dann das Schild kam noch 7 km bis zum Ziel, riss ich mich nochmal zusammen und holte alles aus mir raus. Mit zwei Mitstreitern, die vermutlich genau das selbe dachten, starteten wir einen schönen Schlussspurt. In einer dreier Tram holten wir wieder einen Platz nach dem anderen auf und als es dann in die Zielgasse mitten in Mora ging war es endlich geschafft. In einer Zeit von 5:08:12 Sekunden errang ich den 907. Platz. In meiner Altersklasse (H 19-20) reichte diese Zeit für einen 9. Rang. Ich war vollkommen zerstört aber überglücklich.
-> Ergebnisliste -> Mein Ergebnis

überglücklich im Ziel

überglücklich im Ziel

Nach dem Zieleinlauf ging alles wie von alleine. Eine absolut super Organisation sorgte dafür, dass man im Ziel direkt verpflegt wurde, die Skier abgenommen bekam, ohne zu warten ein Bus den Läufer zu den Duschen fuhr (hier fand man auch die Säcke vom Start wieder) und schließlich alle noch etwas warmes zu Essen bekamen. Schnell traf ich auf andere Läufer aus unserer Gruppe aus Halden, welche teilweise etwas schneller oder etwas langsamer als ich unterwegs waren. Aber alle glücklich und zufrieden. Nun galt es noch auf alle anderen Haldener zu warten. Da natürlich auch der ein oder andere Hobbysportler mit in unserer Gruppe war dauerte dies nun bis zu mehreren Stunden. Als alle von uns im Ziel angekommen waren wurde es bereits dunkel und wir sahen zu, dass wir so schnell wie möglich wieder zurück nach Hause kommen um unseren verdienten Schlaf zu bekommen. Nachts gegen 1:30 Uhr kam ich dann hier in Halden an. Glücklich legte ich mich ins Bett und fing bald an zu schlafen.

Nun 3 Tage später fühle ich mich schon wieder recht gut erholt. Der Rücken zwickt zwar immer noch etwas und die Arme fühlen sich etwas schwach an aber im Großen und ganzen kann ich nun voll in die Sommersaison starten. Kommendes Wochenende geht es bereits mit den ersten 3 Wettkämpfen im Schwedischem Halland los…

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3 Gedanken zu „Wasalauf – 15800 Läufer und 90 Kilometer

  1. Silke

    Gut gemacht Bojan! nach Opa Heinrich, Helmut, Hartwig, Norbert, Patrick und mir bist du nun der 7 Vasaläufer unserer Familie!

  2. Oma und Opa

    Oma Inge und Opa Günter gratulieren Dir zu diesem hervorragenden Lauf. Hier wurde Dein Trainingsfleiß belohnt!

    Auch zu Deinen guten Plätzen bei der Weltmeisterschaft der Junioren gratulieren wir herzlich!

    Wir wünschen Dir weiterhin eine gute Zeit in Europas Norden und vernachlässige Deine Gastfamilie nicht!

    Bis bald bei uns in Kassel und liebe Grüße
    von Oma und Opa

  3. Heinz Nagel, Am Brückenhof 2, 34266 Niestetal

    Lieber Bojan,herzlichen Glückwunsch für deine Leistung. Ich habs gesagt, in nicht allzu weiter Zukunft wirst du bei so oder ähnlichen Rennen ganz vorne starten. Die Nagels aus Sandershausenwünschen dir jedenfalls alles Gute und vor allen Dingen Gesundheit. Heinz Nagel

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